Der
Begriff „Marketing-Mix“ gaukelt vor, dass es
sich dabei um ein ausgeklügeltes System von Mitteln
und Maßnahmen handeln würde. Vielmehr jedoch
ist es eine Ansammlung von Flicken, Stopfen und Ausbesserungsmethoden,
um das Marketing noch irgendwie zu retten.
Als
in den 1970ern erkannt wurde, dass das Marketing nicht mehr
funktionierte, wäre es sinnvoll gewesen, es von Grund
auf zu überarbeiten. Denn schließlich wurde das
in den 1920er Jahren gelegte Fundament (die Grundannahme
einer „stabilen Marktsituation“, in der ein
Anbieter so ziemlich alles los wird) mit zunehmender Marktsättigung
immer bröckeliger.
Statt
dessen beließ man es (übrigens: bis heute) beim
schon damals überholten Grundprinzip und beschränkte
sich darauf, dem Marketing eine Krücke zu verpassen:
Die „Wissenschaft“. Man holte die Psychologie
mit ins sinkende Boot, um das Marketing mit psychologischen
Methoden aufzupeppen.
Spätestens
an dieser Stelle wurde aus dem früher noch vergleichsweise
einfachen Verkaufen dann ein hochaufwändiger Prozess,
der seit dem mit immer neuen Mitteln, Maßnahmen und
Methoden permanent ausgebessert und geflickt wird, genannt:
„Marketing-Mix“.
Durchgemixte
Methoden:
Wenn’s sein muss, mit Gewalt
Durch
diese „Verwissenschaftlichung“ des Marketing
seit den 1970er Jahren ist der Aufwand explodiert. Vor allem
deshalb, weil eben auch die damals im Trend liegende Psychologie
nicht retten konnte, was nicht zu retten ist. Zurzeit wiederholt
sich das Ganze mit der heute trendigen Gehirnforschung:
das „Neuro-Marketing”.
Die
erste Fragwürdigkeit: Seit fast 40 Jahren liegt die
Konzentration also nicht mehr darauf, das jeweilige Angebot
zu optimieren. Sondern es geht in erster Linie darum, wie
man am besten in die Psyche seiner Mitmenschen eindringt.
Schon alleine der Begriff „Guerilla-Marketing“
zeigt das eindrücklich, wie auch das seltsame „Neuro-Marketing“
mit der Berufung auf Erkenntnisse der Gehirnforschung waghalsig
verspricht, dadurch „in die Köpfe der Kunden
sehen“ zu können.
Genau
das ist es, wenn permanent neue Methoden im Marketing ein
„genaueres Zielen“ (z.B.: auf Emotionen, Bedürfnisse,
etc) versprechen, um die Ziel(!)-Gruppe „effektiver
treffen“ zu können. Darin gut versteckt: Die
Scheinlösung, dass das Sammeln und Auswerten von immer
mehr Informationen über den Kunden, über sein
- vermeintliches - Denken, Verhalten und seine Lebensgewohnheiten
das „Zielen“ endlich „treffsicherer“
machen würde.
Die
zweite Fragwürdigkeit: trotz der angeblichen Verwendung
von angeblichen Erkenntnissen der Gehirnforschung im „Neuro-Marketing“
wird unablässig weiter mit Rabatten aller Art geworben,
werden alte Bonus-Programme weiterbetrieben, werden weiterhin
als „zusätzliche Kaufanreize” CDs und Plüschtiere
und Aufkleber und Sammelkarten und Gutscheine und, und,
und in Packungen gestopft, so wie vor dem grandios-revolutionären
„Neuro-Marketing“ auch.
Auf
der verzweifelten Suche
nach dem Unterschied
Der
heutige Forschungs- und Analyse-Wahn und der „Kampf
der Datenbanken“ sind allesamt nichts weiter als etliche
Folgeprobleme, die zwangsläufig durch das steinalte
Grundprinzip des Marketing entstehen. Zudem schon längst
die Argumente ausgegangen sind:
Da es
heute kaum noch wirkliche und offen(-)sichtliche Unterschiede
zwischen Angeboten gibt und das Repertoire an Argumenten
nahezu vollständig erschöpft ist, wird im Marketing
auf alles mögliche ausgewichen, um ein Angebot dennoch
irgendwie als „das Bessere“ und „einzig
Wahre“ darzustellen.
Nichts
anderes als diese ewige gegenseitige Übertrumpfung,
die den Kunden schon lange auf die Nerven geht, hat dazu
geführt, dass permanent alles „jetzt neu!“
und „jetzt noch besser“, noch bunter und noch
billiger wird.
Und nichts anderes als diese ewige Jagd nach dem „besseren
Argument“ ist es, die den ganzen Wust und Misch-Masch
hat entstehen lassen, der als „Marketing-Mix“
bezeichnet wird: 24-Stunden-Hotlines und -Bestellannahmen,
Kundenklubs, -Karten und –Magazine, Bonus- und Rabatt-Aktionen,
Events aller Art, Sponsoring, etc, etc.
Alles
das und noch viel mehr, um den Kunden auf irgendeine Weise
überhaupt noch demonstrieren zu können, warum
er A und nicht B kaufen soll.
Das, was laut Marketing angeblich „zwingend notwendig“
ist, ist jedoch vielmehr ein Versagens-Eingeständnis
mit dem verzweifelten Versuch, das Vorgehen per Marketing
noch irgendwie zu retten.
|