Die
Evolution à la Darwin gilt als allgemein akzeptierte
Theorie: Ein Auslese-Denken, das „die Spreu vom Weizen
trennt“, aus der Biologie über die Generationen
auf sämtliche Ebenen des Lebens durchgesickert. Ein
Überlebenskampf an allen Fronten – auf dem Kenntnisstand
des 17. Jahrhunderts.
Jedem
Schüler, jedem Studenten und jedem Existenzgründer
wird gesagt, wie wichtig angeblich (u.a.) Durchsetzungsstärke
ist. Dabei wird in aller Regel unterschlagen, ob es denn
nun gilt, sich bei einem Vergleich von Fähigkeiten
und Leistungen durchzusetzen, oder: gegen andere Menschen(?).
Denn das sind mindestens zwei Paar Schuhe.
Und
weil das in aller Regel unterschlagen wird, wird nicht selten
der letztere Weg gewählt: Man vergleicht nicht Fähigkeiten
und Leistungen, sondern sich selbst mit seinen Konkurrenten,
auf der höchst persönlichen Ebene. Das führt
dann dazu, dass man weniger an seinen Fähigkeiten und
Leistungen arbeitet, sondern viel mehr gegen den anderen:
„Er oder ich. Es kann nur einen geben“, „Auge
um Auge, Zahn um Zahn“.
Genau
das findet – von frühester Kindheit an geprägt
– auf sämtlichen Ebenen des Lebens statt: im
Kindergarten angefangen, in Beruf und Privatleben, in Politik
und Unternehmertum. Planmäßig durchgeführt
wird das landläufig auch „Strategie“ genannt.
Über
400 Jahre intellektueller Stillstand:
Mit Darwin den Weg freiboxen
Das
Fundament für diese inzwischen „ganz normale“
Prägung legten im Zuge der Erfindung der Wirtschaftstheorie
John Locke im Jahr 1683 (der Grundsatz der „wettbewerbsorientierten
Selbstbehauptung“), sowie der Autor der noch heute
gültigen Wirtschaftsbibel „Reichtum der Nationen“,
Adam Smith im Jahr 1776 („Egoismus ist die Quelle
des gesellschaftlichen Fortschritts“).
Diese
Legitimation des Egoismus konnte sich über die Jahrhunderte
bis in die letzten Winkel der Gesellschaft verbreiten und
zur gelebten Kultur und Lebenseinstellung werden. Bis zur
heutigen „Selbstverständlichkeit“.
Damit verbunden: Die Konzentration (oder auch: Beschränkung)
auf „Stärken“ einerseits und „Schwächen“
andererseits, beziehungsweise das, was man jeweils dafür
hält.
Im strategischen
Vorgehen gibt es dafür die so genannte „SWOT-Analyse“:
„Strengths – Weaknesses – Opportunities
– Threats“, auf Deutsch „Stärken
– Schwächen – Chancen – Gefahren“.
Abgerundet werden kann das Ganze noch durch ein „Benchmarking“
(„Maßstäbe setzen“), bei dem der
vermeintlich beste Konkurrent als Maßstab gesetzt
wird, den es zu übertreffen gilt.
Also:
Darwin vom Feinsten. Leicht hinderlich bei diesen Methoden
ist jedoch immer wieder, dass so etwas wie „Stärken“
und „Schwächen“ ziemlich subjektive Einschätzungen
sind, die sich auch mit noch so aufwändigen Analysen
und noch so viel Datenmaterial nicht auf wundersame Weise
in „objektive“ Beurteilungen verwandeln.
Ein
kleiner Blick in private Beziehungen reicht völlig
aus, um das auch ohne jeden Expertenrat zu wissen. Ebenso
um zu wissen, dass es oft gerade die „Schwächen“
und „kleinen Macken“ sind, die man an einem
Menschen zu schätzen weiß.
Gerade, wenn es um den ganz persönlichen Darwinismus
geht, der (u.a.) im so genannten „Mobbing“ stattfindet,
wird wohl eher die bemitleidenswerte Erbärmlichkeit
desjenigen deutlich, der sich gezwungen fühlt, sich
auf solche Weise Vorteile zu verschaffen: Auf Schwächen
und Fehlerhaftigkeiten anderer zu lauern, um sie für
sich auszunutzen, ist mitnichten eine „Stärke“
– weder im Persönlichen, noch im Unternehmerischen.
Auslese-
und Konkurrenzdenken:
Eine völlig überholte Theorie
Wie
hoffnungslos überholt das Rivalitätsdenken à
la Darwin ist, darauf deutet das eklatante Scheitern von
75% aller Strategien bereits schon vorsichtig hin. Dass
es sich dabei um nichts weiter als eine hartnäckige,
steinalte Theorie handelt, hat sich offensichtlich nur noch
nicht besonders weit herumgesprochen.
Denn:
Inzwischen ist man auch in der Biologie zu der Erkenntnis
gelangt, dass eben nicht Auslese und Konkurrenz à
la Darwin die Evolution bestimmen, sondern im Gegenteil:
Kooperation und Toleranz.
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