Inzwischen
hat man also verstanden (oder sich wieder erinnert), dass
sich die Menschheit einen einzigen Planeten teilt. Der so
genannte „Treibhauseffekt“ hatte dieses Verständnis
bereits erzwungen. Die so genannte „Globalisierung“
ist gerade erst dabei.
Weltumspannende
Politik, weltumspannender Handel, weltumspannender Austausch,
über Zäune und Gräben hinweg: Wir leben im
Zeitalter der Globalisierung. Rasante und tiefgreifende
Veränderungen zieht sie nach sich und hat gerade erst
damit begonnen. Unumkehrbar, wie sich Experten und Politiker
ausnahmsweise einig sind.
Zwischen
den Zeilen liest man daraus: „Die Globalisierung“
ist ein verdinglichter Begriff. Man hat es offenbar mit
irgendeinem Etwas zu tun, das sich verselbstständigt
hat und inzwischen ein Eigenleben führt. Der Einfluss
darauf ist höchst beschränkt oder nicht vorhanden.
Man ist zum bloßen Zuschauen verurteilt und kann im
Grunde nur das Beste hoffen. Fast kann man den Eindruck
gewinnen, die Globalisierung ist über die Menschheit
hereingebrochen wie eine Naturkatastrophe.
Dabei
kann die Globalisierung durchaus als etwas Wunderbares betrachtet
werden, bei dem naturgemäß nicht jeder in jedem
Bereich den größten Vorteil haben kann, sich
jedoch Vor- und Nachteile für alle Beteiligten insgesamt
sinnvoll die Waage halten könnten. Mit etwas mehr Intelligenz
statt Profitorientierung wäre das möglich.
Probleme
durch hypothetische Barrieren im Kopf
Eine
Binsenweisheit des Unternehmertums lautet: „Niemand
kann allein erfolgreich werden“. Man braucht immer
andere Menschen für seinen Erfolg: Fürsprecher,
Partner, Kunden, Lieferanten. Zum Beispiel. Das lässt
sich ohne weiteres auch auf Staatsebene übertragen.
Deutschland könnte nicht „Exportweltmeister“
sein, gäbe es keine Abnehmer für die exportierten
Waren.
Im noch immer herrschenden Wirtschaftssystem anno 1676 jedoch
hat sich irgendwann etabliert, den Reichtum eines Landes
gerade am so genannten „Exportüberschuss“
festzumachen. Also: Es wird sehr gern exportiert, doch importiert
werden darf nur weit weniger.
Zugunsten
des Wachstums wird deshalb das größere Ganze
vernachlässigt. Obwohl es ziemlich sinnvoll wäre,
wenn nicht jedes Land alles selbst herstellen wollte, nur
weil es technisch oder auch intelllektuell in der Lage dazu
ist.
Als aktuelles Beispiel dafür kann die Automobilproduktion
dienen. So gibt es sicherlich heute bereits mehr Autohersteller
als genug, doch mit boomender Wirtschaft gehen nun auch
China und Indien völlig überflüssig dazu
über, eigene Automarken zu produzieren.
Nach
den Grundsätzen des noch immer herrschenden, mittelalterlichen
Denk- und Wirtschaftssystems klingt diese Überlegung
sicherlich einigermaßen naiv. Man will schließlich
nicht der „Schwächere”, nicht von anderen
abhängig sein und alles selbst im Griff haben. Auch
wenn das nur als hypothetische Barriere im Kopf existiert.
Und so wird das Ganze weiterhin betrieben, wie bereits seit
Urzeiten mit dem Gold: Es wird in Südafrika mit großem
Aufwand aus dem Boden geholt, bestens bewacht und hochversichert
nach Europa transportiert, wo es prompt wieder in den Kellern
der Banken deponiert wird. So hätte es man das Gold
auch in Südafrika im Erdboden liegen lassen können.
Das
Versagen des mittelalterlichen Denkens
Auf
der einen Seite lässt sich beklagen, wenn Arbeitsplätze
aus dem Ruhrgebiet nach Asien verlegt werden, um die dortigen
(noch) weitaus niedrigeren Lohn- und damit Produktionskosten
zu nutzen. Der puren Effizienz zuliebe.
Auf der anderen Seite dagegen werden Metallbetriebe in Ostdeutschland
mit chinesischem Kapital vor der Insolvenz und Menschen
vor der Arbeitslosigkeit bewahrt.
Auf
der einen Seite greifen deutsche Konsumenten begeistert
nach enorm preiswerter Ware, die nur deshalb so preiswert
ist, weil sie in China oder Indien hergestellt wurde.
Auf der anderen Seite schimpfen deutsche Konsumenten über
höhere Preise für Heizöl, Benzin und Milchprodukte,
weil Chinesen und Inder mit boomender Konjunktur und mit
ihrem enormem Nachholbedarf die Märkte leerkaufen.
Die Globalisierung deckt damit die Unzulänglichkeiten
des noch immer herrschenden mittelalterlichen Denksystems
auf, in dem man mit dem „Entweder-Oder“ und
„Schwarz-Weiß“ und mit der Suche nach
Ursachen eben nicht sehr weit kommt. |