Eine
erhebliche Menge - 40% der Weltbevölkerung, insgesamt
rund 2,5 Milliarden Menschen - leben in wirtschaftlicher
Armut, in der „Dritten Welt“, in so genannten
„Entwicklungsländern“: Und das nicht trotz
Unsummen von Entwicklungshilfe und Spendengeldern, sondern
gerade deshalb. Nicht wenige, die davon erheblich profitieren.
Es ist
nicht nur eine Form von Mitleid. Es ist zum guten Teil auch
eine Form von schlechtem Gewissen, durch Schicksalsgnade
in einem der wirtschaftlich reicheren Länder geboren
worden zu sein, während andere Menschen völlig
schuldlos in Armut leben müssen, hungernd und leidend:
Der Beweggrund für Geldspenden.
Fernab
von dem, was uns hierzulande die Massenmedien an Informationen
und Dokumentationen über die „Dritte Welt”
präsentieren und Hilfsorganisationen in ihre Prospekte
drucken, gibt es allerdings noch die Kehrseite des Ganzen.
Wenn permanent das Geld aus dem Ausland fließt, von
Staaten und Organisationen Millionen und Milliarden kommen,
kann das durchaus den Effekt haben, dass die Empfänger
keine Notwendigkeit sehen, selbst etwas an ihrem Elend zu
ändern.
Wenn
kein Interesse herrscht, sich zu entwickeln
Beispiel
Äthiopien: Skandinavische Agrar-Experten wollten helfen,
indem sie dort die Pflanze „Triticale“, eine
neuartige Kreuzung zwischen Weizen und Roggen, verbreiten.
Ein Pflanze, die widerstandsfähiger gegen Frost und
Hagel ist, und dreimal so viel Ertrag bringt als „Tef“,
das in Äthiopien traditionelle Getreide.
Würde
nur auf ein Drittel der äthiopischen Ackerfläche
„Triticale“ statt „Tef“ gesät
werden, wäre Äthiopien in kürzester Zeit
kein Hungerland mehr, so die Deutsche Welthungerhilfe.
Jedoch: Es herrscht dort schlicht kein Interesse daran,
die Landwirtschaft zu reformieren. Alles, was an Nahrungsmitteln
benötigt wird, wird in gerade ausreichenden Mengen
von Hilfsorganisationen geliefert. Und das Geld, das überwiesen
wird, landet woanders: Äthiopien, das ärmste Land
der Welt, hat die größte Armee in Afrika.
Für
äthiopische Bauern wiederum lohnt es sich gar nicht
erst, Getreide anzubauen: sie müssten zur Produktion
einer Tonne Getreide etwa 50 Dollar aufwenden, der Verkauf
brächte jedoch maximal 25 Dollar, weil das von der
UNO gelieferte Getreide die Preise drückt.
Die äthiopische Regierung verdient an diesem Hilfskonstrukt
fleißig auch noch dadurch mit, dass die Speditionsfirmen,
die die gelieferten Waren für 40 bis 50 Dollar pro
Tonne im Land verteilen, allesamt in Staatsbesitz sind.
Weg
vom Tropf der ewigen Entwicklungshilfe
Knapp
2,3 Billiarden Dollar sind laut der Weltbank seit den 1960er
Jahren in Entwicklungsländer, vor allem nach Afrika
geflossen. Es hat offenbar nicht viel geholfen. Das Beispiel
Äthiopien zeigt, wo die Gründe dafür liegen
dürften.
Dass es auch anders geht, ist an ehemaligen „Dritte-Welt“-Ländern
wie Singapur, Thailand oder China zu erkennen, die das jedoch
mit nur wenig oder gar keiner Hilfe von außen erreicht
haben.
Dass
Entwicklungshilfe lethargisch macht und elendige Zustände
nur noch weiter verfestigt, davon sind selbst Afrikaner
inzwischen überzeugt und fordern, dieses System zu
beenden. Darunter der Literaturnobelpreisträger Wole
Soyinka aus Nigeria und der kenianische Wirtschaftsexperte
James Shikwati.
Es sei
eben keineswegs so, dass die Industrieländer etwa auf
Kosten der „Dritten Welt“ im Reichtum schwelgen
würden. Sondern es läge an den durch und durch
korrupten Staatsregimen, die auf geschickte Weise die Hilfsorganisationen
und Entwicklungshilfe für sich einspannen und vom Elend
der Bevölkerung profitieren.
Die These derer, die das ändern wollen, lautet: Ohne
Hilfe von außen müssten sich die Regierungschefs
um andere Geldquellen kümmern, die Landwirtschaft und
den Handel vorantreiben, um Steuern einnehmen zu können
und dann auch an Exporten zu verdienen.
Das
würde in diesen Ländern wohl eine Demokratisierung
statt der diktatorischen Regime erfordern – was erklärt,
warum die Herrscher deutlich lieber hätten, wenn alles
so bleibt, wie es ist. |