Die
herrschende Denkweise des Wirtschaftssystems, wie sie seit
dessen Erfindung im Jahr 1676(!) noch immer unverändert
praktiziert wird, hat über die Jahrhunderte zu den
heutigen enormen Folge-Problemen geführt. Erst eine
veränderte, grundsätzliche Denkweise
kann endlich auch grundsätzliche Lösungen ermöglichen.
Eines
der Kernprobleme des Wirtschaftssystems besteht in der scheinbaren
Abhängigkeit vom Bedarf. Besser gesagt: Davon, dass
der Erfolg eines Unternehmens an schnöden Zahlen festgemacht
wird, etwa an Verkaufs- und Umsatzzahlen, an der Prozentzahl
des Marktanteils, Börsenkursen, etc, etc.
Zusammen
mit dem über 300 Jahren alten und noch immer praktizierten
Grundsatz der Wirtschaftstheorie, dass „mehr“
immer auch „besser“ sei, hat das zu dem Folgeproblem
geführt, dass „mehr Konsum“ eben auch „besser
für die Wirtschaft“, und damit wiederum „besser
für den allgemeinen und persönlichen Wohlstand“
sei.
Das
gesamte Wohl und Wehe, nicht nur der Wirtschaft, sondern
von uns allen, inklusive unser aller Zukunft wurde somit
und wird weiterhin vom Konsum abhängig erklärt.
Das heißt: vom herrschenden Bedarf an Gütern,
Waren, Produkten, Dienstleistungen.
Wenn
das Wohl und Wehe vom Bedarf abhängt
Wenn
sich bei einer Marktsättigung der Bedarf jedoch in
überschaubaren Grenzen hält, geht das demnach
auf Kosten von Unternehmensgewinnen, auf Kosten des Wirtschaftswachstums
und nicht zuletzt auch auf Kosten der Steuereinnahmen.
Eine Situation, die im noch immer herrschenden Denksystem
niemand haben will – weder die Politik, noch Wirtschaft
oder Otto Normalbürger. Weshalb man sich einig ist:
„Der Konsum muss angekurbelt werden“, damit
„die Konjunktur floriert“ und „es uns
allen gut geht“. Man braucht den Bedarf, auch wenn
keiner da ist. Zur Not muss er eben auf clevere Weise „geweckt“
werden.
In einer
Zeit, in der jedoch so ziemlich jeder Bedarf gleich mehrfach
vollauf und übermäßig befriedigt werden
kann, stolpert man somit zwangsläufig in ein erhebliches
Dilemma: Die „soziale Marktwirtschaft“ kann
nur so sozial sein, wie es der herrschende Konsum erlaubt.
Die Konsumgesellschaft wiederum konsumiert zwar so viel,
wie sie kann; doch im Grunde nie genug.
Umso
schlimmer, wenn das komplette politische System vom herrschenden
Bedarf und Konsum abhängig ist. Nur wenn die Steuereinnahmen
fließen und dadurch das Staatssäckel prall gefüllt
wird, dann kann auch investiert werden: in Forschung, in
Bildung, in Schulen und Kindergärten, in das „soziale
Netz“, in Gesundheitssystem und in Straßenbau.
Unter etlichem anderem.
Deshalb
müssen die Menschen kaufen, kaufen und kaufen. Dazu
wiederum brauchen sie Geld zum Ausgeben und für den
Geldverdienst wiederum eine Arbeitsstelle. Nur deshalb gilt
die „Arbeitslosenquote“ eben auch als vermeintlicher
Indikator für den allgemeinen Wohlstand: viele Arbeitslose
bedeuten eben weniger allgemeinen Konsum auf den es im herrschenden
Wirtschaftssystem nun einmal bedingungslos ankommt.
Weshalb
übrigens auch die Obdachlosenquote mangels jeglichen
Interesses gar nicht erst ermittelt wird: für den am
reinen Konsum definierten Begriff „Wohlstand“
spielen Obdachlose eben keine Rolle – allenfalls im
Gegenteil stellen sie nur einen belastenden Kostenfaktor
in der Volks-Wirtschaft dar.
Etliche
Folge-Probleme eines steinalten Systems
Das
komplette System ist jedoch bei weitem nicht nur deshalb
auf Sand gebaut, weil es seit über 300 Jahren, seit
der Erfindung des „Systems Wirtschaft“ durch
Sir William Petty heute noch immer exact genau so und völlig
unverändert praktiziert wird.
Inklusive einer mystischen „Unsichtbaren Hand“,
die Angebot und Nachfrage auf unerklärliche Weise „zum
Wohle aller“ auspendelt, sowie einer vermeintlichen
„Gesetzmäßigkeit” von „mehr
Wachstum->mehr Wohlstand“: beides ebenfalls geistige
Ergüsse des 17. Jahrhunderts(!), die wider jeden besseren
Wissens noch heute im „ganz normalen“ Denken
festsitzen: von Politik über Wirtschaft bis zum Otto
Normalbürger.
Erschwerend
hinzu kommt eine Problemverdrängung und -verschiebung
und Massenverdummung ohne gleichen, die nicht nur allseits
legitimiert, sondern dazu auch noch gefördert werden:
Wenn nämlich gilt „je mehr Konsum, desto besser
(für „die Wirtschaft“), weil angeblich
gilt „mehr Wachstum->mehr Wohlstand“, dann
ist es demnach (u.v.a.) auch völlig legitim, wenn Tiere
in Massen abgeschlachtet werden, nur um die Preise niedrig
zu halten, damit Fleisch für die Masse von Menschen
erschwinglich bleibt.
Und
es ist (u.v.a.) dann auch völlig legitim, wenn völlig
nutz- und sinnlose Produkte verkauft werden, wenn Menschen
nicht nur ein Auto, sondern zwei, besser noch drei Autos
und Fernseher besitzen, am besten sich noch dazu jedes Jahr
das neue Nachfolgemodell zulegen: kaufen, kaufen, kaufen,
weit entfernt von jeder Sinnhaftigkeit.
Weshalb
es (u.v.a.) noch dazu völlig legitim ist, wenn die
Masse von Menschen durch eine Massenwerbung, die zwangsläufig
auf dem untersten möglichen Niveau ablaufen muss, mit
voller Absicht einer penetrierten Verdummung und Niveaulosigkeit
ausgesetzt wird – während gleichzeitig „Bildungskampagnen“
beschworen werden.
Und
weshalb es (u.v.a.) außer dem noch völlig legitim
ist, dass nur das zählt, was effizient ist, und nur
das gedacht und getan wird, wofür es auch „einen
Markt gibt“, beginnend bei jeder Forschung und Entwicklung
– wenn beispielsweise nur Therapie-Maßnahmen
entwickelt werden, für die es auch „genügend
potenzielle Patienten“ gibt, damit sich die Entwicklungskosten
rechnen und sich die Forschung „lohnt“, während
Menschen mit vergleichsweise seltenen Krankheiten als „bedauerliche
Einzelfälle“ auf der Strecke bleiben.
Das
Ganze (und noch etliches mehr) mit der Hauptsache, dass
es den Konsum fördert, somit das Wirtschaftswachstum
und dadurch wiederum den „allgemeinen Wohlstand”.
Ein System, das an Fragwürdigkeit kaum mehr zu überbieten
ist.
Dabei muss berücksichtigt werden: Die horrende Masse
an Problemen, die daraus bis heute entstanden ist, ist „nichts
weiter“ als eine Masse an Folge(!)-Problemen einer
Denkweise des 17. Jahrhunderts, die heute noch immer für
„ganz normal“ und „selbstverständlich“
gehalten und noch immer jedem Kind gelehrt wird.
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