Während
die Diskussion über die Gefahren des Mitrauchens von
verbranntem Tabak und über Nichtraucherschutzgesetze
ihren vorläufigen Höhepunkt überschritten
hat, schwebt weiterhin noch etwas ganz anderes in der Luft:
Rußpartikel und Stickstoffdioxid, das offenbar weitaus
gefährlicher ist, als man bislang dachte.
Seit
Januar 2008 haben einige deutsche Innenstädte so genannte
„Umweltzonen“ installiert: Angeblich als eine
Reaktion auf die „Feinstaub“-Belastung in den
Metropolen und entsprechende Grenzwerte, die die Europäische
Union deshalb erlassen hat. Doch kaum ist dieses Problem
der Luftverpestung und Gesundheitsschädigung immerhin
bürokratisch geregelt, wartet schon das nächste
darauf, verwaltet zu werden:
Ein
Forscher-Team der Universität Athen hat bei einer Untersuchung
der Gesundheits- und Sterblichkeitsdaten von 60 Millionen
Menschen in 34 europäischen Ländern und Regionen
entdeckt, dass das von Dieselmotoren ausgestoßene
Stickstoffdioxid (NO2) weitaus gefährlicher ist, als
bisher angenommen.
Gerade
in Ballungsräumen und Innenstädten, in denen Menschen
permanent große Mengen von NO2 einatmen müssen,
liegen die Todesfälle durch Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen
um 0,4% höher als in weniger belasteten Gebieten.
Todesursache:
Diesel-Abgase
Laut
dem Statistischen Bundesamt sind allein im Jahr 2008 rund
250.000 Menschen in Deutschland an Herz-Kreislauf- bzw.
Atemwegserkrankungen gestorben. Der vom griechischen Forscher-Team
festgestellte Anstieg von 0,4% der Todesrate würde
in glatten Zahlen also zusätzliche rund 1.000 Todesopfer
jährlich auf Grund von Diesel-Abgasen in deutschen
Städten bedeuten.
Einigermaßen
verwundert waren die Forscher über die extrem tödliche
Wirkung von NO2: Entgegen bisheriger Annahmen wirkt Stickstoffdioxid
offenbar bereits innerhalb weniger Tage hochgradig gesundheitsschädlich
auf Atemwege und das Herz-Kreislauf-System: Bei Menschen,
die 6 Tage lang NO2 ausgesetzt waren, lagen die Todesfälle
um 22% höher als bei denen, die es 2 Tage einatmeten.
Die
US-amerikanische „Vereinigung kritischer Wissenschaftler”
(„Union of Concerned Scientists”) hat sich im
Jahr 2006 speziell den Baustellen im Staat Kalifornien gewidmet,
und dabei ein Jahr lang in 15 Städten den Baustellensmog
untersucht. Genauer: die Rußpartikel, die aus den
Dieselmotoren von Baggern, Betonmischern, Kippladern, Bulldozern
und Sattelschleppern, etc stammen.
Ergebnis:
allein im Raum Los Angeles seien an den Folgen von Rußpartikeln
durch Dieselabgase an Baustellen - innerhalb eines Jahres
- 731 Menschen gestorben!
Diese Untersuchung hat in Kalifornien dazu geführt,
dass außer Baumaschinen nun u.a. nicht nur alte Schulbusse,
sondern auch die Spielfilmindustrie mit ihren Trucks, Generatoren
und künstlichen Explosionen unter die Lupe genommen
werden. Allein Hollywood verursacht so angeblich 140.000
Tonnen jährlich an Luftschadstoffen, und rangiere damit
hinter Raffinerien auf Platz 2, gefolgt von Flugzeugherstellern,
Textilindustrie und Halbleiterproduzenten im „Silicon
Valley”.
Der
Tod lauert in der Luft - partikelweise
Wenn
allein in Los Angeles jährlich über 700 Menschen
daran sterben, dass sie unausweichlich den Baustellenstaub
einatmen, der in der Luft herumschwirrt, und in Deutschland
laut Weltgesundheitsorganisation WHO über 10.000 Tote
jährlich auf das Konto von Dieselabgasen bzw. Stickstoffdioxid
in der Luft des Straßenverkehrs gehen, dann lauern
die größten Gefahren für Leib und Leben
dort, wo sie wenig spektakulär erscheinen:
Man
kann offenbar relativ leicht Menschen gegeneinander aufbringen,
wenn es um tatsächliche oder auch nur vermeintliche
gegenseitige Gefährdungen geht, insbesondere Nichtraucher
auf Raucher hetzen - während dieselben, um ihre Gesundheit
besorgten Menschen relativ selten gegen sehr tödliches
NO2 in der Luft ihrer Stadt oder gegen Baustellen demonstrieren.
Oder
anders formuliert: Menschen, die sich größte
Mühe geben, gesund zu leben, die ausschließlich
„Bio”-Produkte essen, sich fettarm ernähren,
sich von Rauchern fernhalten, und jeden Tag joggen gehen...
sterben letztlich an der Luft, die sie mit jedem einzelnen
Atemzug unausweichlich einatmen, unter anderem: beim Joggen. |