Denken
und Handeln nach dem „Ursache->Wirkung“-Prinzip
ist heute von absoluter Selbstverständlichkeit, bei
jeder Planung, jedem Problem, in jeder Situation. Diese
Selbstverständlichkeit jedoch macht blind. Denn tatsächlich
handelt es sich dabei um ein verhängnisvolles Fehldenken.
Von
der Politik über Forschung, Medizin, Wirtschaft und
Business bis in das Privatleben: Jedes Konzept, jedes Vorhaben
und jede Planung basiert auf einem „Wenn->Dann“
des „Ursache->Wirkung“-Prinzips: „Wenn
A getan und B vermieden wird, dann folgt daraus C“.
Exact
das selbe bei jedem Versuch einer Problemlösung, bei
jeder Karriere- und Lebensplanung, von politischen Reformen
über Unternehmensstrategien, Werbekonzepte, Methoden
und Checklisten bis zu zwischenmenschlichen Beziehungen
und dem Einwerfen von Tabletten bei Unwohlsein: Es wird
nach dem „Wenn->Dann”-Automatismus gedacht,
geplant und gehandelt. Ganz selbstverständlich.
In
aller Selbstverständlichkeit:
Ein völlig überholtes Denksystem
Diese
Selbstverständlichkeit hat jedoch einen entscheidenden
Schönheitsfehler: Das heute noch immer herrschende,
im Grunde ziemlich seltsame Weltbild eines René Descartes,
die ganze Welt inklusive des Menschen sei nichts weiter
als eine simple Maschine, genauer: ein „präzise
tickendes Uhrwerk”, Stand: anno 1619.
Erst
dieses völlig überholte Weltbild nämlich
macht es überhaupt möglich, dass das „Ursache->Wirkung“-Prinzip
– aufgestellt von Sir Isaac Newton im Jahr 1667 –
zu der heute ganz normalen, selbstverständlichen Denkweise
werden konnte. Denn:
Nur, wer (wenn auch: unbewusst) in der Überzeugung
lebt, die ganze Welt inklusive des Menschen würde mechanisch,
quasi „wie ein Uhrwerk“ funktionieren, der findet
es dann auch plausibel, ein physikalisches Gesetz der Mechanik(!)
auf das Denken und Verhalten von Menschen, auf Situationen,
Probleme und Lösungen (im Grunde: auf alles mögliche)
praktisch anzuwenden.
Etwa
90% der Menschen tragen dieses Fehldenken mit sich im Kopf
herum und halten es für „ganz normal und selbstverständlich“.
Nicht, weil diese Masse von Menschen dumm wäre. Sondern,
weil wir alle in dieses Denksystem hineingeboren wurden,
das sich über die Jahrhunderte bis in die letzten Winkel
verbreiten und etablieren konnte.
Auch nur deshalb übrigens wird auch die Logik heute
als vermeintlich überlegene Denkweise betrachtet: „Logik“
nämlich heißt „Folgerichtigkeit“.
Und das scheint zwangsläufig die einzig korrekte Denkweise
zu sein, wenn man in den „Wenn->Dann“-Folgeketten
eines mechanistischen Weltbildes lebt, denkt, plant und
handelt.
Insofern
jedenfalls handelt es sich bei dem Ganzen um ein perfekt
anmutendes Weltbild und perfekt anmutendes Denksystem, in
dem eines perfekt zum anderen passt. Und weil das so scheint,
stellt man für gewöhnlich nichts davon in Frage
– weder das mechanistische Weltbild eines Descartes,
noch das „Ursache->Wirkung“-Denken und -Handeln,
noch die Denkweise der Logik.
Abschied
vom Mittelalter:
Einstein und die „Neue Kompetenz“
Es ist
also heute für etwa 90% der Menschen noch immer „ganz
normal und selbstverständlich“, auf einem längst
überholten Kenntnisstand des Mittelalters und des 17.
Jahrhunderts zu denken, zu planen und zu handeln. Für
diese Masse dagegen noch immer ungewöhnlich und fremd
ist daher das Denken und Handeln mit der „Neuen Kompetenz“,
beginnend bei den Erkenntnissen Einsteins.
Diese
„Neue Kompetenz“ bedeutet den Abschied von der
mechanistischen Betrachtung der Welt und des Menschen als
„Uhrwerk“, das sehr simpel mechanisch funktioniert,
entsprechend zerlegt und auf Fehlfunktionen überprüft
und optimiert werden könnte.
Was zwangsläufig auch den Abschied vom ebenso mechanistischen
Denken, Planen und Handeln nach dem „Ursache->Wirkung“-Prinzip
bedeutet, sowie damit zwangsläufig auch eine Relativierung
der Logik und eine Abkehr von der Analytik.
Eine
„Neue Kompetenz“ der Relativität und des
Systemdenkens, die völlig neue Möglichkeiten bietet:
Relationen statt Ursachen, Rückkopplungen statt Kausalitäten,
Wechselwirkungen statt „Wenn->Dann“-Folgeketten,
Relativität statt „Objektivität“,
Analogien statt Logik, sowie Synthesen statt Analysen. Zum
Beispiel. |