Auch
an der Gentechnik scheiden sich einige Geister: Gentechnisch
veränderte Lebensmittel – für oder wider?
Die Stimmungen reichen von panischer Angst bis zur naiven
Sorglosigkeit. Auch wenn „Gen-Food“ noch eine
Ausnahme in den Supermärkten ist, lohnt es sich, ein
paar Gedanken darüber zu denken.
Natürlich:
Es wurde schon immer fleißig experimentiert und wurden
Tier- und Pflanzenarten munter durcheinander gekreuzt. Und
bestens bekannt ist schließlich die Grapefruit als
Kreuzung aus Orange und Pampelmuse. Mit jedem Lebensmittel,
das Tier-, Pflanzen- oder Bakterienzellen enthält,
schluckt der Mensch auch etliche Gene. Das Ganze ist also
weder sensationell neu, noch eine Gefährdung der Massen.
Doch
knifflig wird diese Angelegenheit eben nicht durch die Gene,
sondern durch die Informationen „in”
den Genen, die jeweils in Eiweißmoleküle umgesetzt
werden. Diese Proteine sind es, die zum Beispiel Allergien
oder andere Nebenwirkungen auslösen können.
Gentechnik
im Supermarkt: Es wird undurchsichtig
Wenn
es um gentechnisch veränderte Lebensmittel geht, muss
ein Mensch mit einer Allergie also wissen, ob in ein Produkt
künstlich Gene und damit Eiweiße gebracht wurden,
gegen die er allergisch ist. Und das ist für einen
„Otto Normalmenschen“ nicht gerade einfach.
Beispielsweise machen die Gene der Flunder Erdbeeren widerstandsfähiger
gegen Frost. Wer eine Allergie gegen Fischeiweiß hat
und sich nichtsahnend z.B. einen Erdbeer-Eisbecher oder
-Kuchen schmecken lässt, bekommt heftige Probleme,
wenn es sich um solch gentechnisch veränderte Erdbeeren
handelt.
Dem
gegenüber arbeiten Gentechnik-Labors jedoch auch an
Lebensmitteln, um sie durch eine Veränderung für
Allergiker überhaupt erst genießbar zu machen.
Ein weiterer positiv erscheinender Wirkungsbereich der Gentechnik
ist die Medizin. Genauer: die Herstellung neuer Medikamente
mit Hilfe der Gentechnik. Schon heute sind mehr als 30 Präparate
erhältlich, bei denen die Gentechnik eine entscheidende
Rolle spielte. Darunter Medikamente zur Blutbildung und
gegen Krebsfolgen.
Etwas
zwiespältig dagegen wird die „Agro-Gentechnik“
und die gentechnische Veränderung von Nutzpflanzen
betrachtet. Dass etwa Pflanzen auf Grund künstlicher
Veränderung des Erbgutes mit weniger Wasser auskommen
und/oder auch in Gebieten wachsen, in denen sie sonst nicht
gedeihen würden, widerstandsfähig gegen Schädlinge
und Krankheiten sind, könnte „den Hunger in der
Welt besiegen”, wie es - vor allem in den Prospekten
der Genlabore - heißt.
Die
Skepsis dagegen wird vor allem dadurch gestärkt, dass
die genetisch veränderten Sorten, die getestet oder
sogar bereits genutzt werden, hauptsächlich Tomaten,
Kartoffeln, Mais und Raps sind. Und damit Pflanzen, die
in erster Linie für die Landwirtschaft in den Industrie-
und weit weniger in den Entwicklungsländern interessant
ist.
Unter
der Oberfläche: Was soll das eigentlich?
Zum
anderen konzentriert sich die „Agro-Gentechnik“
auffallend stark auf die Herstellung von Saatgut, das durch
das Einschleusen von Genen die wachsenden Pflanzen resistent
gegen Parasiten und Herbizide machen soll.
Und damit wird deutlich, worum es „natürlich“
in erster Linie geht: Um höhere Erträge und beschleunigte
Reife, also um eine Steigerung der Effizienz in der Landwirtschaft,
und damit… um Geld.
Damit
allerdings nicht genug: Gentechnisch verändertes Saatgut
kann die Eigenschaft haben, auf den Erdboden so zu wirken,
dass nur noch dieses eine Saatgut Pflanzen wachsen lässt
– womit die Bauern vom jeweiligen Anbieter abhängig
werden.
Zudem kann nicht nur Saatgut, sondern können auch gentechnisch
veränderte Pflanzen und Lebewesen laut EU-Recht patentiert
werden. Was dabei nicht nur weitreichende Folgen der Abhängigkeit
für die Landwirtschaft haben könnte:
Gentechnisch veränderte Kartoffeln, die mehr Stärke
beinhalten, lassen sich zum Beispiel zur Papierproduktion
verwenden. Setzt sich dieses Verfahren durch, mitbestimmt
ein Genlabor die Preise für das „Genpapier“,
damit dann letztlich auch die Preise für Tageszeitungen
und Notizblöcke. |