Gute
Ideen sind nicht erst heute in Werbung und Business gefragt,
und nicht nur, wenn es darum geht, Menschen für sich
und seine Sache zu gewinnen. Gute Ideen lösen Probleme
und gute Ideen ermöglichen Innovationen. Aber…
wie gelingt das eigentlich?
Erfinder,
die eine wirkliche innovative Leistung erbracht haben, werden
bewundert: Erfindungen wie zum Beispiel die Dampfmaschine,
der Buchdruck, Glühbirne, Telefon und Computer haben
„die ganze Welt verändert”.
Auch sonst: „Kreative Köpfe“ sind gefragte
Leute, nicht nur in Forschung, Medien und Werbung, sondern
generell wenn es um Problemlösungen geht. Epochale
Erfindungen, so genannte „Meilensteine“, Ideenreichtum
und Kreativität sind Ausnahmeerscheinungen. Erfinder
und „kreative Köpfe“, die eingefahrene
Strukturen gedanklich auseinandernehmen und neu zusammensetzen,
die das „Undenkbare“ denken, gelten daher oftmals
auch als „Sonderlinge“ und „Exzentriker“.
Andere
Gedanken erfordern andere Rahmenbedingungen
„Die
Kreativen“ in der Werbung zum Beispiel genießen
deshalb neben ihrem besonderen Ruf einige „Sonderrechte“
gegenüber „normalen“ Angestellten: angefangen
bei Flipper-Automaten im Büro bis zur „unkonventionellen“
Kleidung. Um auf Ideen zu kommen, dürfen Kreative auch
gern stundenlang Papierflieger basteln – „wenn’s
hilft“.
Es werden
ihnen besondere „Freiräume“ und „Freiheiten“
gelassen, weil man weiß, dass Ideen und Kreativität
keine Fließbandarbeit sind und sich nicht in festgelegte
Schemata und Arbeitszeiten pressen lassen, sondern ein „inspirierendes
Umfeld“ erfordern. Der Spruch „Ein Genie beherrscht
das Chaos“ kommt nicht von ungefähr.
Kreative „fallen aus dem Rahmen“, wie es so
schön heißt. Wobei sich diese „Andersartigkeit“
keineswegs auf die Arbeit beschränkt: Kreative sind
insgesamt „irgendwie anders“. Und die interessante
Frage: Was ist es, dass sie anders sein lässt, dass
sie anders denken und auf andere Ideen kommen lässt
als andere, als normal, als üblich?
Selbstverständlich
hat sich längst die Gehirnforschung mit dem Phänomen
der Kreativität beschäftigt. Und es ist demnach
völlig klar: Das Potenzial für außergewöhnliche
kreative Leistungen besitzt jeder Mensch von Natur aus.
Es kommt lediglich darauf an, wie stark sich jemand von
künstlichen Grenzen ein- und begrenzen lässt.
Künstliche
Grenzen im Kopf: Eingeschränkt von Normen
Diese
künstlichen Grenzen setzt das noch immer herrschende
mittelalterliche Denksystem des René Descartes, anno
1619, natürlich in direkter Verbindung mit dem newton’schen
„Ursache->Wirkung“-Denken: Die „ganz
normale“ innerliche Ausrichtung auf eine einzige bestimmte
Ursache, der irgendetwas zugrunde liegen müsse, erstickt
Kreativität schon im keimenden Ansatz.
Die
selbe Grenze nötigt Menschen dazu, ihre Idee für
andere nachvollziehbar erklären zu müssen (z.B.
„Wie kommen Sie darauf?“) und dadurch in den
rationalen „Wenn->Dann“-Rahmen gepresst werden.
Apropos: Nicht jede Idee kann auf Anhieb ausformuliert und
im Detail erklärt werden. Ein Grund, warum Kreative
häufig mit Stift und Papier arbeiten und Gedanken oft
mit Zeichnungen unterstützen.
Eine
weitere Grenze bildet die (unterschwellige) Angst davor,
gegen Normen und Standards „zu verstoßen“.
Alles Neue ist immer auch ein „Symmetriebruch“:
Etwas Gewohntes und Alt-Bekanntes, das mit Neuem nur wenig
hinterfragt wird, folgt meist noch immer der Symmetrie der
Norm. Je „radikaler“ jedoch das Neue ist, desto
asymmetrischer und je größer die möglichen
Widerstände. Die Menschen, die diese „Gefahr“
eingehen, sind eben… Ausnahmen.
„Biodiversity“:
Das Undenkbare denken können
Diesen
persönlichen Merkmalen, die Kreativität ausmachen,
liegen dabei sehr biologische zugrunde. Das Prinzip der
„Variabilität“, zum Beispiel: Das Zulassen(!)
von etwas Neuem, das aus vielem Verschiedenen heraus entsteht.
Also: Das Nutzen von Chaos.
Diese „Variabilität“ (auch: „Diversity“)
erfordert deshalb, nicht alles sofort (gedanklich) in irgendeine
Ordnung bringen zu wollen. Oder wie der Gehirnforscher Ernst
Pöppel sagt: „Man muss auch Dinge herumliegen
lassen können“.
Die
gewohnten Denkmuster und Strukturen, in denen wir leben,
schränken diese Möglichkeiten jedoch auf ein Minimum
ein. Es „muss“ – frei nach Descartes –
alles mögliche nach einem „Entweder-Oder”
bewertet und mit einer „Wenn->Dann“-Logik
erklärt und überprüft werden können,
ansonsten gilt es als zweifelhaft oder hinderlich, als störend
oder gar unmöglich.
Um die „Biodiversity“ des Gehirns und eine Potenzierung
von Kreativität zu ermöglichen, sollten also künstliche
Grenzen, die ohnehin nur im Kopf existieren, weitestgehend
abgebaut werden.
Der
Gehirnforscher Ernst Pöppel etwa rät dazu, in
Firmen den Mitarbeitern Blicke aus dem Fenster und eine
Stunde „stilles Denken“ ohne jegliche Kommunikation
zu ermöglichen, sowie räumliche Trennungen aufzuheben:
„Wenn man kreativ gewesen ist, dann will man das jemandem
mitteilen”.
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