Stress,
Druck, Überforderung, Angst vor Arbeitslosigkeit, der
Zwang sich durchsetzen zu müssen, besser dazustehen
und besser abzuschneiden als bisher oder als andere: Beispiele
dafür, wenn die Arbeit das Leben bestimmt. Und: krank
macht.
Man
kennt die Sprüche: „Lieber reich und gesund als
arm und krank“ oder auch „Besser arm dran als
Arm ab“. Zwar witzelnd, doch auch solche Weisheiten
entstehen nicht rein zufällig.
Angeblich
nämlich fühlen sich um die 45% der Angestellten
gemobbt, rund 50% leiden unter „seelischem Druck“,
59% haben Angst um ihren Arbeitsplatz und für 53% ist
Stress ein lebensbegleitendes Problem und ist laut Bundesanstalt
für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin heute die zweithäufigste
Krankheitsursache.
Zwischen 12 und 15 Milliarden Euro pro Jahr gehen der Wirtschaft
durch solche Arbeitsausfälle verloren. Ein einziger
Tag Arbeitsausfall durch Krankheit kostet ein Unternehmen
etwa € 130,-. Laut der Bundesanstalt für Arbeitsschutz
und Arbeitsmedizin sind psychisch belastete Mitarbeiter
20% weniger produktiv, verursachen dagegen um 70% höhere
medizinische Behandlungskosten.
Das
kostet: Teure Leistungsausfälle
Laut
einem Gesundheitsreport der Krankenkasse DAK fallen Menschen
mit psychischen Erkrankungen in ihrem Beruf 28,5 Tage im
Jahr aus. Das kostet ein Unternehmen mindestens € 3.700,-
pro betroffenem Mitarbeiter pro Jahr. „Mindestens“,
weil die Betroffenen in der Regel schon lange vor der ärztlichen
Diagnose zwischen 20% und 40% weniger Leistung am Arbeitsplatz
erbringen können. Die Krankenkassen kostet es Milliarden.
Völlig unnötig, aber zwangsläufig.
Wie
so oft, lassen sich psychische Erkrankungen nicht auf ganz
bestimmte Ursachen zurückführen (außer natürlich
auf dem Papier). In der Praxis sieht das etwa so aus, dass
Menschen ihre Leistungseinschränkung zunächst
nicht auf ihre Psyche (Stress, Burnout, etc) zurückführen.
Sondern vielmehr lassen sie erst einmal die Symptome wie
etwa chronische Kopf- und/oder Rückenschmerzen und
Schlafstörungen behandeln und sich von einem Facharzt
zum anderen überweisen. Es ist dann am Ende kaum zu
ermitteln, ob sich einige oder sämtliche Folgen hätten
vermeiden lassen, hätte der Betroffene rechtzeitig
für Stressabbau gesorgt.
Eine
andere Frage ist natürlich, inwieweit das heute überhaupt
noch möglich ist. Siehe oben: 59% der Menschen haben
Angst um ihren Arbeitsplatz. Auf Grund dieser Angst meldet
man sich eben möglichst selten krank.
Erst recht nicht mit der Begründung gestresst zu sein,
unter „seelischem Druck“ zu leiden oder das
Mobbing eines Kollegen nicht mehr auszuhalten. Derartiges
wird noch immer als Ausrede betrachtet, um sich aus purer
Arbeitsunlust ein paar freie Tage zu verschaffen.
Wenn
psychische Belastung als reine Privatsache gilt
Von
der Unterstützung des Arbeitgebers können Angestellte
ohnehin kaum ausgehen. Nach einer Befragung der Hans-Böckler-Stiftung
wissen 80% der Unternehmen noch nicht einmal, was die Stress-Quellen
für Mitarbeiter sind, geschweige denn Maßnahmen
zu treffen, um die potenziellen Stressauslöser zu reduzieren.
Eher
im genauen Gegenteil. Ob Stress, Druck, Mobbing, „Burnout“:
Psychische Belastungen – in welcher Form und welchem
Stadium auch immer – werden in der Regel als individuelles,
ganz privates Problem betrachtet, mit dem der Betroffene
schon irgendwie selbst zurechtkommen muss.
Die
Unterstützung von Unternehmen beschränkt sich
meist auf einen „Anti-Stress-Workshop“ oder
ein „Entspannungs-Training“. Obwohl sich angeblich
jeder in Stressvermeidung investierte Euro nach drei Jahren
mit mindestens 1,80 Euro für ein Unternehmen auszahlt,
so das Institut für Arbeitspsychologie und -medizin
in Herdecke.
Auch hierbei allerdings tragen Angestellte eine „Mitschuld“,
wenn sie sich aus Arbeitseifer bei 16-Stunden-Arbeitstagen
nur selten Pausen gönnen, wie auch Angestellte, die
das selbe tun, um „Karriere zu machen“. Der
Körper reagiert irgendwann mit Symptomen von Stress,
die sich derjenige nicht eingestehen und nicht wahrhaben
will. |