Es
gibt Menschen, die schwören bei allem, was ihnen heilig
ist, sich genau an etwas Bestimmtes erinnern zu können
– obwohl sie es niemals tatsächlich erlebt haben:
Der „False Memory“- Effekt, nicht nur für
Psychologen und Juristen von Interesse.
Fast
schon zum Klassiker geworden ist ein eher fragwürdiges
Experiment der US-amerikanischen Psychologin Elizabeth Loftus,
die in den 1990er Jahren Versuchspersonen dazu brachte,
ein unangenehmes Kindheitserlebnis zu entwickeln. Mit der
Hilfe eingeweihter Familienmitglieder der Probanden wurde
ihnen suggeriert, sie seien als Fünfjährige in
einem Kaufhaus verlorengegangen, ein älterer Mann hätte
sie an die Hand genommen und zur Mutter zurückgebracht.
Obwohl
das niemals tatsächlich stattgefunden hatte, konnten
sich die Versuchspersonen angeblich dann sogar an die Stimme
und den Tonfall des Helfers „erinnern“.
Bereits
im Jahr 1959 wurde der US-amerikanische Psychologe James
Deese auf dieses Phänomen der „falschen Erinnerungen“
aufmerksam, als er Versuchspersonen eine Liste mit Worten
gab, die auswendig gelernt werden sollten. Darunter Begriffe
wie „Heuhaufen, Stechen, Spitze, Injektion, Spritze,
Faden“.
Ein analoger Begriff dazu fehlte in der Liste: die „Nadel“.
Dennoch konnten sich viele Versuchspersonen an dieses Wort
angeblich „erinnern“. In einem zweiten Versuch
waren es sogar 55% die „ganz genau wussten“,
dass die Nadel auf der Liste stand.
Inzwischen
ist dieser „False Memory“-Effekt zu einem eigenen
Forschungsgebiet der Kognitionswissenschaften geworden,
nicht gerade überraschend auch in Verbindung mit der
Gehirnforschung. Trügerische Erinnerungen , die ein
Mensch dennoch für absolute wahre Erlebnisse hält,
sind unter anderem von Belang bei Zeugenaussagen vor Gericht,
sowie auch für die weitere Forschung an Demenzerkrankungen
wie Alzheimer.
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