Die
noch immer dominante Vorherrschaft des mittelalterlichen
„Maschinendenkens“, des „Entweder-Oder“
und der „Wenn->Dann“-Logik lassen alles,
was mit Chaos in Verbindung gebracht wird, als Problem oder
sogar gefährlich erscheinen – vielmehr jedoch
kann es genau die Lösung sein, die gebraucht, aber
bewusst ignoriert wird.
Wenn
„das Chaos regiert“ oder irgendetwas „im
Chaos versinkt“, wird damit sehr gern üblicherweise
der Eindruck geweckt, dass etwas in sich zusammengestürzt
und im Untergang begriffen ist. Zumindest soll es bedeuten,
dass irgendeine klare Struktur verloren gegangen und dadurch
ziemlich unübersichtlich geworden ist.
Neutral formuliert: Chaos ist demnach kein wirklich wünschenswerter
Zustand. Es wird versucht, jeden „Ausbruch von Chaos“
bestmöglich von vorn herein zu vermeiden – und
ist (deshalb) meilenweit entfernt davon, sich darüber
hinaus damit beschäftigen zu wollen.
Die
Natur des Chaos und der Anschein von Problemen
Was
gemeinhin unter Chaos vermutet und verstanden wird, kann
immerhin als Anhaltspunkt dafür dienen, um was es sich
dabei tatsächlich handelt. In erster Linie nämlich
um ein Wort, das das ganze Versagen des noch immer „ganz
normalen” Denksystems in einem einzigen Begriff zusammenfasst.
Anders
formuliert: Chaos ist keineswegs(!) so etwas wie eine „gewaltige
Unordnung“ und ein „Durcheinander“. Sondern
mit dem Begriff „Chaos“ wird fälschlicherweise
ausgedrückt, was als „gewaltige Unordnung“
und „Durcheinander“ erscheint(!). Und das sind
mindestens zwei Paar Schuhe, von denen beide für das
noch immer übliche, steinalte Denksystem eine Nummer
zu groß sind.
Tatsächlich
nämlich handelt es sich bei „Chaos“ um
nichts weiter als „nicht-lineare Phasenübergänge“.
Und das heißt im Klartext: Abläufe, Vorgänge
und Erscheinungen, die eben nicht-linear(!) stattfinden,
also quasi das genaue Gegenteil zum linearen „Wenn->Dann“
der Logik und des „Ursache-> Wirkung“-Denkens.
Das
noch immer üblich-gewohnte Denken in den linearen Abfolgeketten
des „Wenn->Dann“ von Logik und „Ursache->Wirkung“
muss bei nicht-linearen Erscheinungen zwangsläufig
versagen! Das dürfte im Grunde problemlos einsehbar
und nachvollziehbar sein.
Jedoch:
Man nimmt das eben keineswegs zum Anlass, für nicht-lineare
Erscheinungen auch ein anderes, passendes, geeignetes Hilfsmittel
für das Erkennen und Verstehen zu verwenden, sondern
man pappt dem Ganzen das Etikett „Chaos“ auf,
um an der „Heiligen Kuh“ des „Wenn->Dann“,
an Logik und am so schön gewohnten „Ursache->Wirkung“-Denken
nicht rütteln zu müssen.
So etwas
passiert, wenn man ein Hilfsmittel für den Verstand
mit der Realität verwechselt: Man hält beharrlich
und unbelehrbar daran fest, alles mögliche würde
sich mittels des „Wenn->Dann“ erkennen, verstehen,
erklären, planen und umsetzen lassen. Und alles, was
dort nicht hineinpasst, wird als interessantes Phänomen
namens „Chaos“ betrachtet, das man als Ausnahmeerscheinung
getrost irgendwelchen Experten und Philosophen überlassen
könne.
Ein
Stolpern über die Realität lässt Möglichkeiten
unerkannt
Der
eigentliche Knackpunkt an dem Ganzen ist die enorme Chancen-Beschränkung,
die dadurch die Fehl-Einschätzung stattfindet, bei
Chaos würde es sich um ein „Durcheinander“
handeln, lediglich weil das gewohnte „Wenn->Dann“
der Logik versagt.
Eine
enorme Chancen-Potenzierung besteht deshalb darin, Chaos
mit einem anderen, passenden Denksystem zu betrachten. Wer
das kann und praktiziert, versetzt sich damit in die Lage,
sehr viel mehr erkennen zu können als sonst möglich
(und: üblich).
Denn:
Was man gar nicht erst erkennt, das kann man auch nicht
nutzen – zum Beispiel eben die mit dem Chaos verbundenen
Möglichkeiten. Es kommt also darauf an, sich gedanklich
zu bewegen: Weg von der Selbstbeschränkung auf das
üblich-gewohnte „Wenn->Dann“ von Logik
und „Ursache->Wirkung“ und weg von der radikalen
Abwehrhaltung gegenüber dem Chaos (besser: gegenüber
dem, was üblicherweise darunter fehlverstanden wird).
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