Ob
in Politik oder Wirtschaft, in Business und Karriere: Es
wird kaum noch eine Entscheidung getroffen, es wird kaum
noch etwas unternommen, ohne sich nicht vorher mit „gründlichen
Analysen“ und „detaillierten Studien“
bestmöglich „abgesichert“ zu haben. Tatsächlich
jedoch handelt es sich vor allem um eines: um eine enorme
Ein- und Beschränkung der Möglichkeiten.
Die
heute herrschende Wissenschaftshörigkeit und der Glaube,
dass Wissenschaft seriöse, neutrale und „objektive“
Erkenntnisse ermöglichen würde, konnte sich inzwischen
dermaßen etablieren, dass (vermeintliche) „Wissenschaftler“
und „Experten“ aller Art zu den heimlichen Entscheidern
hinter den Kulissen geworden sind. Denn: de facto sind es
heute deren Analysen und Studien und „Experten-Meinungen“,
die Politikern, Unternehmern und Managern, sogar dem Otto
Normalbürger als Grundlage für die eigenen Entscheidungen
dienen.
„Objektive“
Absicherung für eine rein subjektive Motivation
Es wird
also permanent nach „objektiven“ Zahlen, Daten
und Fakten gerufen, um Entscheidungen „bestmöglich
abzusichern“. Unter der Oberfläche schlummert
dabei allerdings das höchst-subjektive Gefühl
der Unsicherheit.
Nämlich: Die Unsicherheit, wie eine richtige Entscheidung
auszusehen hat. Es ist dabei (natürlich) nicht so,
dass der jeweilige Entscheidungsträger keine eigene
Meinung hätte. Er will sich lediglich vergewissern
und die Entscheidung, die er ohnehin bereits im Kopf getroffen
hat, bestätigt haben. Das jedenfalls ist die Regel.
Ebenso
die Regel ist, dass man sich von irgendwelchen Analysen,
Studien und Statistiken ein gutes Stück Verantwortung
abnehmen lässt, und durch den Verweis auf das, was
„die Experten sagen“ und „Studien belegen“
ein Stückchen eigener Belastung los wird.
In selteneren
Fällen hält sich der Entscheidungsträger
offen und ehrlich nicht für ausreichend kompetent und
sucht sich deshalb Rat und Hilfe bei Experten, die mehr
vom Thema verstehen.
Die Krux bei dieser ganzen Angelegenheit: Man glaubt(!),
dass die Ergebnisse irgendwelcher Analysen, Studien und
Statistiken „wahrer“ sind als das, was einem
der „gesunde Menschenverstand“ sagt. Beziehungsweise:
dass diese Ergebnisse ein „genaueres Bild“ von
dem ermöglichen, wie die Dinge „wirklich sind“.
Und zwar eben: seriös, neutral und „objektiv“,
jenseits und „ungetrübt“ von „trügerischen,
nur subjektiven“ Meinungen und Ansichten.
Die
Meinung, Experten und Wissenschaftler und deren Analysen
und Studien stünden quasi „über den Dingen“,
entsteht dabei in erster Linie durch die Art und Weise,
wie mit Daten und Zahlen jongliert wird.
Griff
in die Trickkiste: aus „subjektiv“ wird „objektiv“
Doch
gerade, wenn es um Menschen, um menschliches Denken und
Verhalten geht (und das geht es in der Regel immer), handelt
es sich bei sämtlichen Analysen, Studien und Statistiken
eben keinesfalls um Wissenschaft, geschweige denn um „objektive
Fakten“. Man klebt sich lediglich dieses vermeintliche
„Gütesiegel“ auf, um dadurch sehr geschickt
jedem Verdacht zuvorzukommen, man würde nur von bloßen
Annahmen und Vermutungen reden.
Der
Punkt ist: Das pure Arbeiten mittels irgendwelcher Zahlen
reicht noch lange nicht aus, um das als „Wissenschaft“
zu bezeichnen. Ansonsten wäre jedes Kind, das seine
Bonbons zählt, ein Wissenschaftler. Es reicht auch
nicht aus, mittels irgendwelcher Formeln zu hantieren, ganz
einfach weil die dabei verwendeten Zahlen kompletter Humbug
sind - so „genial” eine Formel auch sein mag.
Menschliches
Denken und Verhalten lässt sich nicht in Zahlen pressen!
Und es lässt sich (zum Beispiel) so etwas wie „Kundenzufriedenheit“
oder „Wählerverhalten“ auch nicht „messen“,
wie immer wieder so schön erzählt, in Aussicht
gestellt und teuer verkauft wird.
Dennoch
sorgt die herrschende Wissenschaftsgläubigkeit dafür,
dass das geglaubt wird. Es wird geglaubt, dass das Ermitteln
vieler, vieler subjektiver Meinungen (in so genannt „repräsentativen
Umfragen“) auf wundersame Weise irgendwie zu einem
„objektiven“ Ergebnis gemacht werden könne.
Wie auch immer. Die Experten werden schon wissen, wie das
geht. Eines wissen sie in jedem Fall: Wie man Blicke in
die Kristallkugel und das Lesen im Kaffeesatz als „wissenschaftliche
Analysen“ verkauft – indem man Menschen mit
Dosenöffnern gleichsetzt.
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